Erleuchtung, wie sie ist
Gunnar Gressl schreibt:
Dass Erleuchtung ein zutiefst destruktiver Prozess ist, ist für den Sucher nach Erleuchtung nicht klar. Auch wenn er weiß, dass Erleuchtung die Auflösung der Identifikation mit dem getrennten Ich ist, denkt er dies noch immer in Kategorien von Zugewinn, besser werden, mehr werden.
Zuallererst und zutiefst ist Erleuchtung aber ein Verlust von Allem was er, der Sucher, erhofft hat. Es ist das tiefgreifendste Verlernen, die verlustreichste Enttäuschung, die umfassende Vernichtung der Idee dessen, was er bis dato gedacht hat, was er ist.
UND es bleibt niemand übrig, der irgendeine Erleuchtung für sich reklamieren könnte. Es ist das Leben selbst, welches die Idee des Getrennt–seins und die Idee des Erleuchtet–seins inhaliert und damit dich und das, was du denkst, was du bist und gehofft hast, was du sein wirst, verschluckt und verdaut.
Der Sucher hofft insgeheim und unbewusst, dass er einen Gewinn daraus ziehen wird, selbst wenn er bewusst denkt und glaubt, dass er sich ja vollends hingeben will und bereit dazu ist, erlebe ich doch wieder und wieder die Enttäuschung der Ich–Struktur, die sich im Prozess der Auflösung windet, um ihrem Schicksal zu entgehen.
JA und trotz dieser eindringlichen Beschreibung gibt es NICHTS, was den Sucher, was dich aufhalten wird, hingegeben zu werden, wenn es so sein soll. Es ist der Tod des getrennten Ichs und die Wiedergeburt, das Wiedererkennen des EINEN ICHs, welches du schon immer warst, welches jenseits von Beschreibung NICHTS als bedingungslose Liebe ausströmt und ausstrahlt – in Form der Dualität, wie wir sie kennen, in Form des Lebens, wie wir es erfahren.
Dieser Tod offenbart den Frieden, der nicht von dieser Welt ist und doch Alles durchdringt. Er kann sich nun ausbreiten in die Bereiche, die verschlossen, abgetrennt, verdrängt blieben und ist Sonne und Wasser für die in diesen unterdrückten Bereichen angelegten Samen, die nun schneller wachsen, gedeihen und erblühen können.
Es passiert ein «Erwachen» aller Persönlichkeitsaspekte auf allen Ebenen, ein (Nach)Reifen der stecken gebliebenen und verkümmerten Anteile und Potentiale in uns.
Der Tod des getrennten Ichs lässt das Leben frei, lässt es zu, lässt es fließen und sprudeln, wie es mag. Nun steht keiner mehr im Weg. Keiner, der es besser weiss. Keiner, der es anders will. Keiner, der glaubt zu wissen, wie es geht. Keiner, der dem Leben seinen Willen aufzwingen will. Nur mehr das Leben selbst. Es erlebt sich selbst, immer freier, ungezügelter und lebendiger …. in tiefster Stille.
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