Glücklich-Sein

Welten Wandler schreibt:

Vor einiger Zeit bekam ich eine Anfrage, ob ich Lust hätte, mich zum Thema «Glücklich-Sein» interviewen zu lassen. Ich antwortete: «Nein, ich interessiere mich nicht fürs Glücklich-Sein.» Und das ist tatsächlich so.

Das Wort an sich zeigt schon, worum es geht: das «Ich» und sein «Glück». Es ist dabei völlig wurscht, was das jeweilige Glück ist. Der Punkt ist die Idee, dass es irgendwas geben könnte, was dich glücklich macht.

Und ich rede jetzt nicht von jenen wundervollen Momenten, wo wir einfach hier sind, vielleicht mit einer dampfenden Tasse Tee in der Hand die ersten Sonnenstrahlen des Tages willkommen heißend – völlig selbstvergessen. Und die wir oft als «Glücksmomente» bezeichnen. Die sind nämlich genau das Gegenteil.

Hier herrscht Beglückung, gerade weil uns nichts glücklich macht, sondern weil wir einfach sind. Und das Glücklich-Sein-Wollen (gerade) vergessen haben. Für einen Glücksmoment.

«Nichts macht dich glücklich, bis nichts dich glücklich macht.» (Autor mir leider unbekannt.) [Anm.: Siehe Zitat im Bild unten.]

«Wenn du dich nicht grundlos gut fühlen kannst, dann wirst du dich auch nicht gut fühlen, wenn du einen Grund hast.» – Richard Bendler

Mit dieser Idee – dem Streben nach Glück –, die ein «Ich» einfach nicht loslassen kann, werden Milliarden an Umsatz generiert.

Ganz egal, an welcher Vorstellung du hängst: die glückliche Familie, Wunschvorstellungen über deinen Körper, Papierscheine, «Frequenzerhöhung» und «Liebe sein», eine «neue» Welt, die «Arbeit» an dir selbst oder – sehr amüsant – Wunschlosigkeit. Solange du das «Ich» selbst nicht als die grundlegende Quelle aller Irrtümer ausmachst – denn es selbst ist lediglich eine Idee, an die du (noch) glaubst – wirst du immer wieder seinen «Visionen», «Bedürfnissen» und seinen Vorstellungen von Glück hinterher hasten, die sich vor das stellen, was du bist.

Wir kriegen so viele Hinweise, ständig und rund um die Uhr, aber wir schauen nicht hin und hören dem Leben nicht zu.

Nimm die körperliche Liebe: der Moment höchster Ekstase ist ein Augenblick, wo du alles andere vergisst. Insbesondere «dich». Ein kleiner, kurzer Augenblick nur. Und weil es uns so machtvoll zur ekstatischen Erfahrung der «Ich-Losigkeit» zieht, ist Sex für so viele Menschen so extrem anziehend.

«Ich-losigkeit» anzustreben wäre aber freilich [natürlich] nur wieder eine weitere Bestrebung. Und außerdem hat auch das «Ich» seine wundervolle Daseinsberechtigung.

Je mehr du dich selbst aushalten kannst, je mehr du einfach bist, desto freier wirst du [bist du].

Die freudvollsten Momente in unserem Leben sind nicht jene, in denen wir endlich das langersehnte Cabriolet unser eigen nennen.

Nichts gegen Wunscherfüllung – es ist wunderschön. Nur sind dies Dinge, die dich glücklich machen. Und genau darum verfallen wir ihnen so schnell, weil wir nicht dauerhaft glücklich sind.

Es ist gar nicht möglich. Es ist die baumelnde Karotte, die man dir vorhält – in welcher Form auch immer.

Ein «Ich» kann nicht dauerhaft glücklich sein, eben weil sein Glück vom «Außen» abhängt – von Vorstellungen über Umstände, Besitz, andere Menschen etc.

Aber du, du kannst mit dem Leben, das sich durch dich ausdrückt und erfährt, im Einvernehmen [Einverständnis] sein.

Du kannst – ganz unabhängig davon, was dir dein «Ich», das gleichbedeutend mit deinem Verstand ist, erzählt – bleiben. Hier. [Und] die baumelnde Karotte baumeln lassen.

Rette nicht die Welt. Bearbeite keine Themen. Habe keine Ziele.

Halte es aus. Halte DICH aus.

Verlier dich nicht im «Außen», sondern in deinem grenzenlosen [unendlichen] Innern.

So total, dass du, nachdem du auch die dunkelsten Winkel dort erfühlt hast, die Gnade darin siehst.

So total, dass du dich vor deiner eigenen Tiefe verneigst.

So total, dass auch der leiseste Wunsch nach Glücklich-Sein total verschwunden ist. Und Platz macht für etwas unendlich viel Größeres:

FREUDE.

Die Freude an deinem eigenen Sein.

Die ALLES mit einschließt.

 

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